Montag, 1. Dezember 2003
Männersport?
Also, ich war am Wochenende beim Fußball - durch Zufall. Eigentlich mache ich mir ja nichts aus diesem Sport. Gut, Welt- und Europameisterschaften schaue ich mir schon an, aber so ein richtiger Fan werde ich wohl nie werden. Und das Spiel am Wochenende hat nicht gerade meine Einstellung verändert.
Ein Bekannter hatte mich mitgenommen, da er Karten geschenkt bekommen hatte. Zu unserem Glück waren es VIP-Karten, so daß wir uns nur die erste Halbzeit im Stadion ansahen und frieren mußten. Danach ging es ins VIP-Zelt, wo es ein üppiges Buffet gab und man die zweite Halbzeit auf dem Bildschirm ansehen konnte. Allerdings hielt uns nicht nur die Wärme und das Essen dort, sondern auch das ziemlich langweilige Spiel. Ich verstehe ja nichts von Fußball, aber meiner Meinung nach wird auf einigen Bolzplätzen in der Provinz schönerer Fußball gespielt. Ist ein Spiel zwischen Real Madrid und Bayern München wirklich spannender? Oder kommt es einem im Fernsehen nur so vor? Man muß wohl schon ein großer Fan sein, um den alltäglichen Bundesliga-Alltag durchzustehen und zu jedem Spiel hinzugehen.
BTW: Schön beschrieben wird das Fan-Leben in Nick Hornbys Fever Pitch. Nicht nur für Fußballfans lesenswert.



Freitag, 28. November 2003
Rauschzustände
Also, über Geschmack läßt sich ja bekanntlich nicht streiten. Und ob ich einen guten Geschmack habe, wird die Geschichte entscheiden. Allerdings ist mein Geschmack eigentlich recht einfach zu beschreiben: Schlicht muß es sein. Um ein paar Beispiele zu nennen: Eiche rustikal und röhrender Hirsch mag bei anderen Leuten gut ankommen, in meiner Wohnung haben die nichts zu suchen. Diddle-Mäuse kommen direkt aus der Hölle (und sollten dort auch wieder hin) und Birkenmöbel gehören in Dänische Ferienhäuser. Für mich ist die einzige Farbe für ein Auto schwarz (mit ein paar Ausnahmen ;-) ) und Spoiler, überdimensionale Auspuffrohre und Breitreifen gehören in den Motorsport und nicht auf die normale Straße. Außerdem sind Tennissocken außerhalb von Tennisplätzen keine Bekleidung, sondern ein Verbrechen, genauso wie Sandalen, Trainingshosen aus lila Ballonseide und kurzärmelige Hemden. Wie gesagt, nicht jedermanns Geschmack, aber meiner.
Nur einmal im Jahr tickt bei mir was aus. Plötzlich kann es nicht kitschig genug sein, mein Musikgeschmack verabschiedet sich und ich weiß: Die Vorweihnachtszeit hat begonnen. Ich beginne, mich mit Vorliebe auf Weihnachtsmärkten herumzutreiben, Glühwein zu schlürfen und mit verträumtem Blick den Weihnachtssängern zuzuhören. Last Christmas wird auf Endlos-Wiederholung gestellt, Weihnachtsfilme geguckt (Meine Lieblinge dabei: Christmas Vacation & Die Hard II) und Geschichten am Kamin gelesen. Sollte es dann noch schneien (was in unseren Breitengraden ja im Dezember recht selten ist), dann ist es endgültig aus. Mittlerweile habe ich es begriffen und stehe dazu: Ich bin ein Weihnachtsjunky. Erst am 27. Dezember werde ich wieder clean sein.



Mittwoch, 26. November 2003
Familienfest
Hier bin ich wieder. Ich war ein paar Tage nicht da, denn am Wochenende stand die alljährliche Familienzusammenkunft auf dem Plan. Im Gegensatz zu bekannteren Familienfesten ist das unsere fast zu harmonisch. Die größten Katastrophen bestehen darin, daß meine Mutter jedes Jahr fast einen Nervenzusammenbruch bekommt, wenn sie alle bekochen muß (25 dieses Jahr) bzw. uns alle auch noch verrückt macht.
Ansonsten ist das Ganze ziemlich mit dem traditionellen Thanks-Giving zu vergleichen. Nur ohne Truthahn und ohne Football. Obwohl einige Familienmitglieder dann sich doch immer mal kurz verkrümeln, um die aktuellen Fußballergebnisse zu sehen. Es wird aber genauso viel gegessen, getrunken, erzählt und gelacht. Und außerdem beginnt damit für uns offiziell die Vorweihnachtszeit.
Seit einiger Zeit haben die Frauen sowieso immer ein Thema. In den letzten Jahren war immer jemand schwanger oder hatte gerade ein Kind bekommen. Das setzt natürlich gewisse andere unter Druck, weshalb es dann auch gerade von denen immer mal wieder zu überraschenden Absagen kommt. Dieses Jahr gab es immerhin schon vier (Klein-)Kinder und eine Schwangere.
Überhaupt ist diese Zusammenkunft traditionell die Feuertaufe für Lebensabschnittspartner. Wer hier seinen Partner mitbringt, signalisiert, daß er es ernst mit ihm meint. Und wenn diesen Tag überstanden hat, kann er sich auch sicher sein, daß er von der Familie akzeptiert wird. Bis jetzt gab es auch wenige, die nur einmal dabei waren.
Wie gesagt, für dieses Jahr ist es überstanden. Nächstes Jahr geht es weiter...



Freitag, 21. November 2003
Weihnachtsparty
Es gibt drei Kategorien von Weihnachtspartyteammitgliedern. Die Einen sind die grauen Mäuse, die in solchen Dingen ihre Erfüllung sehen. Es sind dieselben, die zu Geburtstagen und ähnlichen Anlässen immer mit einer Karte rumgehen und Geld für irgendwelche Geschenke einsammeln. Die Anderen sind aus dem mittleren Management, die das als Gelegenheit ansehen, sich mal wieder in den Mittelpunkt zu rücken und somit Punkte beim Chef zu sammeln. Die Restlichen sind die, die eigentlich nur eine gute Party organisieren wollen. Ich gehöre zur vierten Kategorie mit dem Titel Dumm gelaufen.
Eigentlich wollte ich den Chef nur so nebenbei fragen, ob er denn schon genug Leute zusammenhätte für dieses Jahr. Mit den Worten: „Oh, Du meldest Dich freiwillig! Dann sind wir genug…“ ließ er mich dann stehen und ich war im Team. Ganz toll. Immerhin sind im restlichen Team keine Leute, die dieses nur als Mittel zum Zweck sehen. Nur ich bin etwas deplaziert. Ich bin in solchen Dingen nämlich überhaupt nicht kreativ.
Dazu kommt noch, daß das Ganze ziemlich knapp wird. Es sind nur noch zwei Wochen und bis jetzt so gut wie gar nichts organisiert. Zudem ist die Latte durch die letzten Jahre auch ziemlich hoch gelegt. Aber was macht man mit 50 Leuten, die extrem unterschiedlich sind, um die einen Abend gut zu unterhalten. Alleine das richtige Essen ist schon immer eine Herausforderung. Buffet will der Chef nicht, also Menu. Fisch ist immer problematisch, etwas Vegetarisches muß auch dabei sein. Nur nicht zu wenig, sonst gibt es Mecker. Am Besten ist immer noch italienisch, das mag fast jeder. Und ist total langweilig.
Zudem noch Programm: Bowling findet die Hälft doof, Kino die andere. Etwas Sportliches wäre schon gut, aber da gibt es dann immer die, die sich abseilen und die dann schlechte Stimmung verbreiten. Und je ausgefallener es wird, um so größer die Gefahr. Eigentlich kann man nur verlieren, denn wen es schlecht wird, kriegt man einen auf den Deckel, und wenn es gut wird, wird es eben so hingenommen. Nur wenn es überragend ist, kann man Lob einstecken. Aber das wird wirklich schwer.



Mittwoch, 19. November 2003
Und nun die Werbung
Genug jetzt mit dem Weblog, kommen wir zu etwas ganz anderem. Zum Beispiel Werbung:

Ich muß ja sagen, ich mag gut gemachte Werbung. Nicht etwa, daß ich in den Werbepausen nicht gerne zappen würde. Aber manchmal, wenn man so nichtsnutzig auf dem Sofa liegt, ist man einfach zu faul, um die Fernbedienung zu holen, die auf dem Tisch gerade außerhalb der Reichweite liegt. Oder manchmal darf man auch nicht, weil die Macht in anderen Händen liegt. Und dann schaue ich schon mal gerne gut gemachte Werbung.
Wobei die Betonung auf gut gemacht liegt. Schlechte Werbespots gibt es ja bekanntlich jede Menge. Aber wirklich grottenschlechte Spots sind selten. Nein, ich spreche hier nicht von Tamponwerbung. Darüber haben schon andere hergezogen ("Ich habe noch nie eine Frau aus der Hand bluten sehen...", Michael Mittermeier). Ich spreche hier von der unsäglichen Werbung für alle Kinder Produkte, also Kinder-Schokolade, Kinder-Country, Kinder-Schoko-Bons, Milchschnitte... obwohl, mit den Klitschko-Brüdern sind die Milchschnittespots ja geradezu rasend komisch und überaus originell geworden, jedenfalls im Vergleich zu vorher. Ist ja auch kein Kinderprodukt, sondern die Zielgruppe scheint da eher sportliche Erwachsene zu sein.
Aber die Spots für die anderen Produkte ziehen mir jedesmal die Strümpfe aus. Hölzerne Dialoge, schlechte Schauspieler und eine Filmwelt, die so künstlich aussieht, daß man eigentlich ständig damit rechnet, irgendeine Kulisse würde umkippen. Schön zum Beispiel die Schoko-Bons: Die Reime sind so platt, das tut schon richtig weh. Und diese ständig grinsenden Kinder mit ihren neunmalklugen Sprüchen. Ein bißchen erinnert mich das an die alte Mentos-Werbung, wo die am Schluß nach irgendeiner super-intelligenten Aktion den Daumen in die Luft streckten. Immerhin haben die Leute bei Mentos kapiert, daß die Werbung peinlich ist, und lassen nun Schafe auf Rasenmähern Hunde platt fahren.
Die anderen Spots sind aber auch nicht besser. Milchjipern (was für ein Wort), Schokoladengeschmack, den man hören kann, und komische Nashorn-Zeppelinen muß man da über sich ergehen lassen.
Ich kann mir das so richtig vorstellen, wenn die Marketing-Leute von Ferrero mal wieder einen neuen Spot für Kinder-Schokolade wollen. Die beauftragte Werbeagentur holt ihre kreativsten Köpfe zusammen, schlägt ein völlig neues, zielgruppengeprüftes und preisverdächtiges Konzept vor und die sagen dann am Schluß: "Och nöh, die Marken kennt ja doch eh jeder, da muß man nicht auch noch kreativ sein. Holt ein paar Kinder zusammen, laßt sie ihre Eltern verarschen und jede Menge Schokolade mampfen. Das hat bisher auch immer geklappt." Oder aber es ist immer noch die gleiche Agentur mit den gleichen Leuten, die schon Anfang der Fünfziger Jahre die Werbung gemacht hat.
Aber die Konkurrenz ist auch nicht besser. Oder nimmt irgendwer dieser Taxifahrerin ab, daß sie ganz zufällig gerade daherkommt mit ihren Knoppers, die sie eben gekauft hat, wenn das Kamerateam jemand sucht, der eben Knoppers gekauft hat. Diese Produkte ließen sich doch bestimmt super vermarkten. Oder bin ich einfach nur nicht Zielgruppe dafür?

Ich glaube, ich guck mal, ob ich irgendwo noch Schokolade auftreiben kann. Die macht ja bekanntlich glücklich. Weiß auch nicht, wie ich gerade darauf komme...