Ist das noch Wohnen oder schon Gentrifizierung?
Bei uns in der Nachbarschaft gibt es einen Club. Früher hätte man Disco gesagt, heute ist es eben ein Club. Der befindet sich in einem bislang eher gewerblicheren Gebiet. Es gibt eine Brache, einige Gewerbehöfe mit Autowerkstatt, Druckerei und ähnlichem und eben diesem Club. Im Sommer wird der Außenbereich mitbenutzt und die paar Mietshäuser, die in der Nähe stehen, haben sich bislang wohl nicht daran gestört.
Nun aber wird das Gebiet entwickelt. Die Brache wird gerade bebaut, es kommen Apartmenthäuser hin, das ganze wird zwar kein Luxus, aber wohl schon leicht gehoben. Und das beunruhigt den Club bzw. deren Besitzer natürlich. Denn ob die neuen Nachbarn genauso tolerant gegenüber dem Lärm sein werden, ist fraglich. Es wird mit jungen Familien gerechnet, die vielleicht nicht mehr am Wochenende auf den Swutsch gehen wollen, sondern lieber die Kinder früh ins Bett stecken, um dann entspannt noch auf der Terrasse ein Wein zu trinken und eine angenehme Nachtruhe zu haben.
Der Besitzer des Grundstücks steht hinter dem Club und hat schon angedeutet, diesen zu unterstützen. Aber sollten sich die Beschwerden häufen, ist der Fortbestand natürlich fraglich.
Und ich stelle mir die Frage, auf welche Seite man sich nun stellen soll. Zum einen wird immer wieder gefordert, dass mehr Wohnungen gebaut werden sollen. Und auch in unserer Stadt sind Freiflächen nicht gerade reichlich gesät. Kann man dann den neuen Mietern wirklich verübeln, dass die da eben auch ungestört wohnen können? Oder müssen sie den „Lärm“ hinnehmen und ist so ein Kulturbetrieb gleichzusetzen mit einem Kindergarten, der einen besonderen Schutz hat? Ich bin unentschlossen und hoffe auf eine gütliche Einigung, fürchte aber, das der Club den Kürzeren ziehen wird.